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- Gut Aiderbichl





Immer wieder erschüttern Skandale um Spendenunterschlagung oder -mißbrauch die Tierschutzszene, die, öffentlich praktisch nicht kontrolliert bzw. kontrollierbar, weil in einer rechtlichen Grauzone agierend, wie kein anderer "Wohlfahrts-"bereich größte Anziehungskraft ausübt auf Betrüger und Geldschneider jedweder Sorte.

Während es in einer früheren Version dieser Seite über Gut Aiderbichl nicht um skandalöse Tierhaltung oder um Spendenveruntreuung ging, sondern um das aus Tierrechtsperspektive besehen höchst zweifelhafte Selbstverständnis des Michael Aufhauser, Begründer und Betreiber von Gut Aiderbichl, einem von den Medien gehätschelten "Vorzeige-Gnadenhof" nahe Salzburg, geht es mittlerweile um den im Raum stehenden Vorwurf massiven Spendenbetruges.

Im nachfolgend ersten Teil geben wir eine kritische Einschätzung der Person Michael Aufhauser wieder (verfasst von dem österreichischen Tierrechtsphilosophen Helmut F. Kaplan, dessen sonstige Positionen rage&reason keineswegs in allen Punkten teilt), im zweiten Teil geht es um die seit 2015 von der österreichischen Staatsanwaltschaft für Wirtschafts- und Korruptionskriminalität erhobenen Betrugs- und Veruntreuungsvorwürfe gegen Aufhauser bzw. Gut Aiderbichl.

 

Gut Aiderbichl

Schadet "Tierdiplomat" Aufhauser den Tieren?

Die Meinungen über den "Tierdiplomaten" Michael Aufhauser gehen, was nicht weiter verwunderlich ist, weit auseinander. Die einen sind begeistert von seinem finanziellen Einsatz und seinem vernünftigen Vorgehen, die anderen sind entsetzt ob seines freundlichen Umgangs mit Bauern, Metzgern und anderen Tierschindern.

Diese unterschiedlichen Einschätzungen sind, wie gesagt, nicht weiter verwunderlich. Erstaunlich ist vielmehr, daß man so oft auf eine weitgehende Übereinstimmung in bezug auf Aufhauser stößt. Die lautet dann ungefähr so: Also, bei aller möglicher Kritik, es gibt bestimmt Schlimmeres als jemanden, der sein Vermögen dazu verwendet, um ein so imposantes Tierheim wie das Gut Aiderbichl zu errichten und zu betreiben. Was immer der Mann sonst noch so von sich geben mag, ist angesichts dieser Leistung schlimmstenfalls harmlos.

Ohne dem Ergebnis unserer Analyse inhaltlich vorgreifen zu wollen, muß festgestellt werden: Hier handelt es sich um eine voreilige Schlußfolgerung bzw. Verallgemeinerung: Aus der Tatsache, daß jemand ein tolles Tierheim betreibt, folgt nicht automatisch, daß auch seine Aussagen "Hand und Fuß" haben oder im schlimmsten Falle harmlos sind. Wir wollen daher im folgenden strikt zwischen zwei Fragen unterscheiden:

  • Schadet Aufhausers Gut Aiderbichl den Tieren?

  • Schaden Aufhausers Aussagen den Tieren?

Die erste Frage läßt sich schnell und sicher beantworten: Selbstverständlich schadet Gut Aiderbichl den Tieren nicht. Für alle Tiere, die hier landen, ist dies ein großes Glück. Gut Aiderbichl gleicht einem kleinen Paradies inmitten einer großen Hölle. Was auch immer Aufhausers Motive gewesen sein mögen, dieses Tierheim zu errichten – und es gibt keinen Grund, ihm schlechte zu unterstellen –: Für die Tiere ist es ein Segen, auf Gut Aiderbichl zu leben.

Merkwürdige Philosophie

Kommen wir also zur zweiten Frage: Schaden Aufhausers Aussagen den Tieren? Dazu müssen wir uns seine "Philosophie" einmal ansehen. Im Meinungsforum des Salzburger Fensters vom 13. März 2002 beschreibt Aufhauser den Zweck von Gut Aiderbichl so: "Ich möchte mit dem Gut ein sichtbares Symbol für die Würde des Tieres schaffen!" Es soll "vorgeführt werden, wie empfindsam" Tiere sind. Und: "Gut Aiderbichl soll sensibilisieren."

Wozu sensibilisieren, fragt man sich allerdings, wenn man weiter liest: "Die Tatsache, dass die Tiere von Gut Aiderbichl letztendlich nicht zum Schlachter kommen, soll die Fleischproduktion nicht in Frage stellen." [...] Bemerkenswert auch Aufhausers Warhnehmungen in bezug auf Bauern: Seine Mitarbeiter, die allesamt Bauernfamilien entstammten, brächten "ein großes Gespür für die Tiere ... mit." Außerdem sei der Salzburger Bauer "zu Recht stolz auf das beispielhafte Verhältnis zu seinen Tieren." Und überhaupt: "Bauern sind Tierschützer der vernünftigen Art."

Man sieht: Zunehmend wird es überflüssig, Aufhausers Aussagen zu kommentieren, sie sprechen für sich – und gegen ihn. Spätestens bei folgender Bemerkung läßt man alle Hoffnung auf Logik und Vernunft fahren: "Tierschutz heißt auch, dem Beruf des Metzgers die entsprechende Achtung entgegen zu bringen." [...] Damit kommen wir zur Beantwortung der Frage, ob Aufhausers Aussagen den Tieren schaden? Die Antwort lautet: Ja, Aufhausers Aussagen schaden den Tieren, weil sie keinen Fortschritt in Richtung Befreiung der Tiere darstellen oder bewirken, sondern im Gegenteil für Stillstand und Rückschritt stehen. [...]

Bedenkliche Wirkung

Bevor wir zu den Schlußfolgerungen kommen, möchte ich das Ergebnis, daß Aufhausers Aussagen Stillstand und Rückstand bedeuten und bewirken, noch etwas ausführen: Beim Lesen von Texten von und über Aufhauser hatte ich ein Erlebnis, das ich zuletzt vor Jahrzehnten hatte, als es noch keine Tierrechtsbewegung gab: Man denkt, Donnerwetter, endlich ein Mensch, der kapiert, worum es geht – um am Ende doch wieder fassungslos feststellen zu müssen: Fehlanzeige, wieder nichts! [...] Nichts zu fordern und nichts zu bewirken – das ist [offenkundig] Aufhausers "Erfolgsrezept": Er trifft sich wahllos mit beliebigen Society-Deppen, die irgendetwas vom Liebsein zu Tieren ins Mikrofon faseln – um schon im nächsten Augenblick und auch noch nach einem Jahr wieder in ihr Schnitzel zu beißen oder auf die Jagd zu gehen. Aufhausers Promi-Freunde beweisen ununterbrochen vor laufender Kamera, daß sie von Aufhauser nichts gelernt haben. Und Aufhauser scheint das auch nicht zu stören. Hauptsache, wieder ein tolles Foto für die Medien!

Schließlich zu einer besonders bedenklichen Konsequenz von Aufhausers "Philosophie": Mit seinem ewigen Gerede von der Freundlichkeit, Vernünftigkeit und Achtbarkeit von Bauern und Metzgern und der damit notwendig einhergehenden Verleugnung der grauenhaften Realtität richtet Aufhauser einen kaum mehr wiedergutzumachenden Schaden an: Wenn ohnehin im Grunde alles in Ordnung ist, wozu dann die ganze Aufregung, wozu dann die ganzen Aktionen der Tierrechtler? "Der Aufhauser sagt ja auch ...!" droht zum ultimativen Totschlagargument der Tierschinder zu werden!

Notwendige Konsequenz

Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder Aufhauser ändert seine Aussagen in Richtung Tierrechte. Oder er gibt seiner "Philosophie" einen passenden Namen [...] Im Interesse der Tiere ist natürlich die erste Möglichkeit vorzuziehen: Es soll alles unternommen werden, um Aufhauser die Augen zu öffnen und ihn zu ermutigen, endlich seinem eigenen Anspruch, nämlich Tierrechtler zu sein, gerecht zu werden.

Das heißt nun überhaupt nicht, daß er sofort alle Menschen zu Vegetariern oder Veganern machen muß. Worum es geht, ist, Schritte in die richtige Richtung zu setzen bzw. zu bewirken. Und dies beinhaltet, wie ich in meinem Text "Eine Reise von zehntausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt" ausgeführt habe, viele Möglichkeiten: Wenn jemand, der bis jetzt 20 % vegane Lebensmittel gegessen hat, nunmehr 40 % vegane Lebensmittel ißt, so ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn ein Fleischesser zum Vegetarier wird, so ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn ein Fleischesser, der bisher zehn Wurstsemmeln pro Woche gegessen hat, nur mehr fünf ißt, so ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Und wenn jemand, der noch nie über Tierrechte nachgedacht hat, beginnt, über Tierrechte nachzudenken, so ist das ein Schritt in die richtige Richtung.

Entscheidend ist, um es bildlich auszudrücken, Hinweisschilder in Richtung Befreiung der Tiere, also in Richtung Beendigung der Ausbeutung von Tieren aufzustellen. Was Aufhauser macht, ist, Schilder aufzustellen, die die Menschen zum Stehenbleiben und Rückwärtsgehen ermuntern.

Allgemeiner Appell

Ich hege für Michael Aufhauser durchaus freundschaftliche Gefühle. Deshalb fiel es mir auch nicht ganz leicht, diesen Beitrag zu verfassen. Aber es geht nicht um Aufhauser und es geht nicht um mich. Es geht nicht um seine Feinde und es geht nicht um seine Freunde. Worum es einzig und allein geht und gehen muß, sind die Tiere. Und deshalb war diese nüchterne Analyse notwendig. Ebenso notwendig ist aber nun, leidenschaftlich zu versuchen, Aufhauser doch noch konstruktiv in die historische Aufgabe der Befreiung der Tiere einzubinden.

Amoklauf der Verdrängung

[...] Da fällt mir das Gespräch ein, das ich mit Michael Aufhauser führte, als wir zum Gut Aiderbichl fuhren. Er sagte, daß das übliche Konzept der Tierrechtsbewegung falsch sei, daß man die Menschen mit Schreckensbildern konfrontiere und bombardiere. Das würde sie nur abschrecken, da würden sie nur abblocken und man würde nichts erreichen. Sein Konzept sei genau das umgekehrte: den Menschen ein positives Beispiel zu geben, eine positive Welt zu zeigen - eben Gut Aiderbichl. Ich fand das ganz plausibel, sah dann Gut Aiderbichl in diesem Licht – und war ziemlich begeistert. [...] Heute weiß ich, daß dieses Konzept NICHT funktioniert und daß Gut Aiderbichl ein schlagender Beweis dafür ist: Die tatsächlichen Folgen von Aufhausers Konzept sind nämlich, daß die in den Menschen ohnehin reichlich vorhandenen Beschönigungstendenzen in einem Maße unterstüzt und verstärkt werden, daß es geradezu zu einem Amoklauf der Verdängung und Verleugnung kommt.

© Helmut F. Kaplan: Kompendium237 /  Kompendium337

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Aiderbichl: Gaukelt Tierschützer Michael Aufhauser Tierliebe nur vor?

Hamburg (aho) – Eigentlich ist Gut Aiderbichl in Henndorf bei Salzburg ein beschaulicher und idyllischer Ort an dem Tiere geschützt werden, doch der Schein könnte trügen. Der selbsternannte Tierdiplomat und Betreiber des Hofes, Michael Aufhauser, gerät in Kritik: Angeblich bereichere er sich am Leid der Tiere und nehme mit dem Hof nur eine Geldquelle aus. Das ist jetzt einem Bericht der FREIZEITWOCHE (15/2008) zu entnehmen.

Jahrelang gibt der 55-Jährige eine Erbschaft seines reichen Vaters als Grundlage für sein Millionenprojekt Gut Aiderbichl an. Seine Mutter stellt diese Aussage jetzt jedoch als falsch dar. Vielmehr sei ihr Sohn mit einer sehr reichen adeligen Italienerin verheiratet gewesen, die bald nach der Hochzeit verstorben sei, berichtet das Boulevardblatt.

Auch aus den Reihen der Politik kommen böse Vorwürfe gegen Michael Aufhauser. Der ursprünglich als landwirtschaftlicher Betrieb genehmigte Hof diene nur dem schnellen Geld durch Einnahmen aus Touristenbewirtung. Die Eintrittskosten liegen bei neun Euro für Erwachsene, eine Vereinsmitgliedschaft kostet zehn Euro im Monat und mit Tierpatenschaften nimmt Aufhauser noch mal bis zu 500 Euro im Jahr ein. Zahlreiche Prominente geben Ihr Geld und zeigen sich zusammen mit Michael Aufhauser in der Öffentlichkeit. Treibt der Tierschützer etwa ein falsches Spiel mit den Leuten? Sogar von Heuchelei ist die Rede. Helmut F. Kaplan, Salzburger Tierrechtler: “Wie kann er voller Stolz Tiere vor dem Schlachthof retten, dann aber Fleischgerichte auf der Speisekarte von Gut Aiderbichl anbieten?” Aufhauser betreibt ein Restaurant mit 250 Sitzplätzen.

Auch die Anwohner beschweren sich über den Rummel und die vielen Gäste, die per Bus und PKW anreisen. Der Advent- und Weihnachtsmarkt im vergangenen Dezember habe das Fass zum Überlaufen gebracht, sagte der Henndorfer Bürgermeister Rupert Eder dem ORF. An diesen Wochenenden hatten Tausende Besucher Gut Aiderbichl gestürmt. Viele waren mit Bussen angereist. Nachdem auf Gut Aiderbichl jedoch nicht ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen, haben die Busse die Fahrgäste aussteigen lassen und sind dann wieder nach Henndorf hinuntergefahren. Jeder Bus habe es auf zwei Leerfahrten gebracht, ergänzt Bürgermeister Eder. Anrainer und die Mitglieder des Golfclubs Gut Altenthann hatten daraufhin lautstark protestiert. Um zu Ostern solche Zustände zu vermeiden, hatte man sich darauf verständigt, die Zahl der Besucher zu beschränken, so der ORF.

animal health online vom 31.3.2009 (nicht mehr verfüglich)

rage&reason: Trotz aller Kritik aus Tierschutz-/Tierrechtskreisen hält Aufhauser an seinem profitträchtigen Konzept fest. Lediglich der Verkauf von Fleisch- und Wurstimbissen im hofeigenen Restaurant wurde inzwischen eingestellt.

Mit Schreiben vom 16.8.2010 wurde rage&reason von einer Hamburger Anwaltskanzlei im Auftrage Michael Aufhausers aufgefordert, die oben angeführten bzw. zitierten Beiträge von Helmut Kaplan aufgrund darin enthaltener unwahrer und damit Aufhausers Persönlichkeitsrechte verletzender Tatsachenbehauptungen umgehend von der website zu entfernen. Unwahrerweise behauptete die Anwaltskanzlei, von Kaplans eigener website, von der die Texte übernommen worden waren, seien diese bereits entfernt worden. Tatsächlich sind sie auf den oben als Quellen verlinkten Seiten nach wie vor abrufbar (Stand 16.8.2010). rage&reason hat Aufhausers Anwaltskanzlei gebeten, ihr Mandant möge darlegen, welche Punkte bzw. Passagen genau er für unwahr und seine Persönlichkeitsrechte verletzend hält. Erwiesen unwahre oder Aufhausers oder sonst irgendjemandes Persönlichkeitsrechte verletztende Tatsachenbehauptungen würden selbstredend umgehend gelöscht. Mit Schreiben vom 18.8.2010 wurden die inkriminierten Passagen durch Aufhausers Anwaltskanzlei präzisiert. Ohne Anerkennung einer Rechtspflicht hat rage&reason diese Passagen gelöscht - gekennzeichnet jeweils durch [...] -, da sie für den Gesamtzusammenhang nicht wichtig waren und möglicherweise in der Tat als schmähkritisch formuliert verstanden werden konnten. Auf den o.a. Seiten Helmut Kaplans sind sie weiterhin im Original einsehbar.

siehe auch: Der Trick mit der Tierliebe. in: Süddeutsche Zeitung vom 25.10.2015

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Die österreichische Staatsanwaltschaft für Wirtschafts- und Korrup-tionskriminalität spricht von gewerbsmäßigem schwerem Betrug, von Veruntreuung und Urkundenunterdrückung...

 

Knalleffekt bei den Betrugsermittlungen rund um das Gut Aiderbichl

Ermittlungen gegen Michael Aufhauser: Hat er Senioren um ihr Geld gebracht?

Die Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt nun offiziell auch gegen Aiderbichl-Gründer Michael Aufhauser und seine rechte Hand Dieter Ehrengruber. Dies geht aus Akten hervor, die News vorliegen. In einer gemeinsamen Recherche mit der "Süddeutschen Zeitung" offenbart sich erstmals die Gesamtdimension der vor einigen Monaten bekanntgewordenen Affäre.

Die Justiz geht einem schweren Betrugsverdacht nach. Vier Monate lang haben die Ermittler Telefone überwacht. Es wurden Bankkonten geöffnet, Häuser durchsucht und im Juni sogar ein Aiderbichl-Mitarbeiter in Untersuchungshaft genommen. Da der Schaden laut Verdachtslage 5 Millionen Euro übersteigt, ist das Verfahren mittlerweile bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien gelandet. Aufhauser und Ehrengruber stehen unter Verdacht, gemeinsam mit anderen Personen einem alten Mann und seiner Schwester Millionen herausgelockt zu haben. Unter anderem sollen hohe Spendengelder zweckwidrig verwendet worden sein.

Vier Millionen entlockt

Laut dem Ermittlungsakt werden Michael Aufhauser und Dieter Ehrengruber konkret verdächtigt „im bewussten und gewollten Zusammenwirken mit anderen Mittätern“ 2010 den damals 87-jährgen Gerd V. durch eine Täuschung zur Schenkung von vier Millionen Euro veranlasst zu haben. Dem alten Mann sei vorgemacht worden, dass „die Verantwortlichen der Gut Aiderbichl Stiftung Österreich“ im Gegenzug für diese Schenkung seinen heruntergekommenen Hof im Innviertel renovieren und als „Gnadenhof“ erhalten würden. Inwieweit das tatsächlich passiert ist, darüber gehen die Angaben im Akt jedoch weit auseinander.

Ein weiterer Verdacht lautet, Aufhauser und Ehrengruber hätten dazu beigetragen, dass nach dem Tod des Mannes im November 2011 bei Gericht „ein ungültiges Testament“ vorgelegt worden sein soll. Der gesamte Nachlass von rund 1,3 Millionen Euro ging daher möglicherweise zu Unrecht an die Aiderbichl-Stiftung.

Dringender Geldbedarf für notleidende Tiere

Außerdem stehen Aufhauser und Ehrengruber im Verdacht, „eine Mitbeschuldigte dazu bestimmt“ zu haben, dass diese Herrn V. zwischen Juli und Oktober 2011 „wiederholt vorspiegelte“, dringend Geld für Bauprojekte von Gut Aiderbichl zugunsten notleidender Tiere zu benötigen. Dadurch sollen V. Spenden über insgesamt mindestens 800.000 Euro herausgelockt und das Geld „zweckwidrig verwendet“ worden sein.

Aiderbichl-Geschäftsleiter Dieter Ehrengruber weist im Gespräch alle Vorwürfe von sich: „Von uns ist alles erfüllt worden, was damals besprochen wurde.“ Außerdem sei das Testament rechtsgültig und „im Sinne von Herrn V. abgewickelt worden“, erklärt er weiter.

»Von uns ist alles erfüllt worden«

Doch nicht nur dem reichen V. soll von der Aiderbichl-Führung Geld herausgelockt worden sein. Auch seine Schwester Ursula aus Stuttgart machte Bekanntschaft mit Gut Aiderbichl. Die Staatsanwaltschaft untersucht den Verdacht, dass Aiderbichl-Gründer Aufhauser und sein langjähriger Vertrauter Ehrengruber eine Frau angestiftet hätten, Ursula V. zu verleiten, ein Bankdepot aufzulösen und rund 500.000 Euro an die Aiderbichl-Stiftung zu überweisen. Der alten Frau soll vorgemacht worden sein, dass hinter der Aiderbichl-Stiftung eigentlich ihr Bruder Gerd stehe.

Aufhauser noch nicht vernehmungsfähig

Auch den Verdacht bezüglich Ursula V. dementiert der Aiderbichl-Manager Ehrengruber vehement: Es sei kein Depot zugunsten der Aiderbichl-Stiftung aufgelöst worden und die Frau sei nicht im Auftrag von Gut Aiderbichl, sondern „nur mit unserem Namen“ in Stuttgart gewesen. Aiderbichl habe von Ursula V. nur knapp 270.000 Euro aus ihrem Nachlass erhalten. „Wir haben uns nichts vorzuwerfen“, betont Ehrengruber. Er habe der Justiz vor knapp zwei Wochen eine schriftliche Stellungnahme übergeben. Michael Aufhauser sei nach seiner Herzoperation noch nicht vernehmungsfähig.

Der im Juni festgenommene Aiderbichl-Mitarbeiter hat mittlerweile ein Teilgeständnis abgelegt – er habe vom Geld des Gerd V. einen sechsstelligen Betrag ohne dessen Zustimmung für sich verwendet. Alle anderen Vorwürfe bestreitet er. Für den Mitarbeiter und alle anderen Betroffenen, die sämtliche Vorwürfe bestreiten, gilt die Unschuldsvermutung.

»Wir haben uns nichts vorzuwerfen«

Michael Aufhauser gründete 2000 den ersten Aiderbichl-„Gnadenhof“ für leidende Tiere in der Nähe von Salzburg. Heute umfasst Gut Aiderbichl insgesamt 26 Höfe in Österreich, Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Über 6000 Tiere werden von 300 Mitarbeitern betreut. Allein 2014 nahm der Aiderbichl-Komplex über 18 Millionen Euro ein. Darunter waren die regelmäßigen Spenden von rund 56.000 Tierpaten. Zusätzlich konnten rund 2,2 Millionen Euro aus 27 Erbschaften verzeichnet werden. Seit Aufhausers Herzoperation im Mai 2015 leitet Dieter Ehrengruber die Geschäfte.

NEWS vom 7.8.2015

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Ermittlungen gegen Gut Aiderbichl ausgeweitet

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat die Ermittlungen gegen die Gut-Aiderbichl-Tiergnadenhöfe ausgeweitet. Es geht jetzt auch um die Übernahme eine Hofs in Niederösterreich. Im Raum steht Betrugsverdacht.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit nicht nur wegen der Vorgänge rund um die Übernahme des Gerd-Viebig-Hofs bei Maria Schmolln (OÖ), sondern auch in Zusammenhang mit einem Hof in Niederösterreich. Norbert Hauser, Sprecher der WKStA, nennt als Verdachtsmomente gewerbsmäßigen schweren Betrug, Veruntreuung und Urkundenunterdrückung. Sach- und Geldspenden im Wert von mehreren Millionen Euro, die etwa für Bauprojekte zugunsten notleidender Tiere verwendet werden sollten, sollen zum Teil schenkungswidrig für andere Zwecke eingesetzt worden sein.

 

Gut Aiderbichl bei Henndorf (Flachgau)

Geld aus Schenkungen soll zweckwidrig verwendet worden sein - so der Vorwurf

Bei der Aiderbichl-Stiftung weist man das - so wie alle Vorwürfe - zurück: „Wir haben das Projekt in den letzten 15 Jahren mit großer Mühe, aber mit einem reinen Gewissen aufgebaut“, sagt Gut-Aiderbichl-Geschäftsführer Dieter Ehrengruber im „Salzburg heute“-Interview. Er wird von der WKStA als einer von vier Verdächtigen geführt: „Michael Aufhauser hat immer gesagt: Wir haben eigentlich nur unsere Integrität und die Ehrlichkeit. Auf dem basiert Gut Aiderbichl. Mit bestem Wissen und Gewissen haben wir die Dinge umgesetzt.“

Aufhauser weiter schwer angeschlagen

Gut-Aiderbichl-Gründer und Mastermind Michael Aufhauser ist nach einem lebensgefährlichen Riss der Hauptschlagader und mehreren gleichzeitigen Schlaganfällen zwar wieder in häuslicher Betreuung, gesundheitlich aber immer noch schwer angeschlagen. Er kann derzeit nicht vernommen werden. „Er hat Gott sei Dank diesen schweren Schlag überlebt“, betont Ehrengruber. „Aber ob er unmittelbar und in nächster Zukunft gesundheitlich so zurückkommt, wie er vorher war, ist wirklich sehr stark zu bezweifeln.“

Faktum ist, dass es bereits mehrere Hausdurchsuchungen in Aiderbichl gab, dass Telefone überwacht sowie Zeugen und Beschuldigte einvernommen wurden. Wann mit einem Ende der Ermittlungen zu rechnen ist und ob es zu Anklagen kommen wird, darauf will man sich bei der Staatsanwaltschaft nicht festlegen.

Zukunft Gut Aiderbichl

Wie geht es angesichts der schweren Erkrankung von Michael Aufhauser und der Ermittlungen mit dem Gut Aiderbichl weiter? Karl Kern berichtet.

„Die Menschen halten uns die Stange“

Der weihnachtlichen Stimmung beim Adventmarkt auf dem Original-Gut-Aiderbichl bei Henndorf (Flachgau) tun die Ermittlungen aber zumindest nach außen hin keinen Abbruch. Die Treue der Besucher zum Henndorfer Tier-Paradies ist noch ungebrochen: „Die Vorwürfe habe ich gelesen“, sagt die „Aiderbichlerin“ Kerstin Micke aus Dresden beim ORF-Lokalaugenschein. „Aus einer Erbschaft soll da irgendwas verschoben worden sein. (...) Ich hoffe, es ist nicht so. Ich vertraue weiterhin. Und wenn es so wäre und den Tieren zugutekommt, dann soll es so sein.“ Und ein weiterer Besucher, Christian Mathis aus Malans in der Schweiz, sagt: „Ich wäre unheimlich enttäuscht - aber das glaube ich nicht.“

 

Dieter Ehrengruber, Geschäftsführer von Gut Aiderbichl

Ehrengruber freut die Treue der „Aiderbichler“

„Gott sei Dank ist es so, dass uns die Menschen vertrauen, dass sie uns die Stange halten und dass sie nach wie vor zu uns kommen und vor allem die Tiere besuchen kommen“, betont auch Ehrengruber. „Wir halten zusammen, wie eine große Familie. Das tut in so schweren Zeiten natürlich schon gut, wenn man weiß, dass man die Unterstützung bekommt.“

Millionenumsatz mit 60.000 Patenschaften

Die Gut-Aiderbichl-Stiftung sei durch die Ermittlungen nicht in Gefahr, so Ehrengruber. „Wir setzen alles daran, dass wir dieses Problem so schnell wie möglich aus der Welt schaffen, dass wir uns wieder voll und ganz auf unsere Arbeit konzentrieren können.“

Die rund 60.000 Patenschaften sollen dem Vernehmen nach der Gut-Aiderbichl-Gesellschaft monatlich rund eine Million Euro bringen. Das weist Ehrengruber aber zurück: „Das wäre schön, denn dann hätten wir die größeren Finanzierungsprobleme auch im Griff.“ Gut 18 Millionen Euro beträgt der Jahresumsatz des Betriebs, 6.000 Tiere werden von den Gut-Aiderbichl-Höfen betreut.

salzburg.ORF.at vom 21.11.2015

siehe auch:

Aiderbichl: Ermittlungen auch gegen Aufhauser (salzburg.ORF.at; 8.8.2015)

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"Weihnachten auf Gut Aiderbichl"

Vor dem Hintergrund der staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen Gut Aiderbichl bzw. Michael Aufhauser hat der ORF die alljährliche Übertragung des "Weihnachten auf Gut Aiderbichl"-Spektakels eingestellt. Die Weihnachtsshow mit "Prominenten" wie DJ Ötzi, Arabella Kiesbauer oder dem allgegenwärtigen und dezidiert antiveganen "Starkoch" Alfons Schuhbeck (s.o.) wurde stattdessen vom Privatsender atv.at ausgestahlt.

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Michael Aufhauser schwer erkrankt

 

Am 25. April feierte Michael Aufhauser seinen 64. Geburtstag. (Bild: Gut Aiderbichl)

Michael Aufhauser ist nach wie vor verhandlungsunfähig: Medienberichten zufolge ist er halbseitig gelähmt und erblindet. Näheres hier (Stand 9/2016)

 

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Ermittlungen gegen Gut Aiderbichl laufen weiter

Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen Gut Aiderbichl laufen gleichwohl weiter. Mitte 2017 wurde eine Klage der Bundesländer Oberösterreich und Salzburg gegen die Stiftung eingeleitet:

Bundesländer verklagen Stiftung Aiderbichl (Kurier vom 13.6.2017)

Auch zivilrechtliche Klagen sind weiterhin anhängig

Landwirt will seinen Hof zurück (Kurier vom 19.10.2017)

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Zusammenfassung des aktuellen Standes (12/2017)

Der Fall Aiderbichl: Das Märchen vom Tierparadies

Soll man an Gut Aiderbichl spenden? Seit rund zweieinhalb Jahren laufen Betrugs-Ermittlungen gegen die beiden langjährigen Vorstände. Jetzt sind neue Vorwürfe aufgetaucht. Und die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft könnte Anfang 2018 über eine Anklage entscheiden. Der angenommene Gesamtschaden beläuft sich laut Ermittlungen auf 6,6 Millionen Euro.

Gut Aiderbichl, die wohl bekannteste Tierschutzeinrichtung Österreichs, präsentiert sich derzeit im vorweihnachtlichen Glanz. Als Wintermärchen, das Mensch und Tier ein „wunderschönes Beisammensein“ ermöglicht. Dieses Narrativ wird auch auf der Internetseite der im Salzburger Henndorf beheimateten Tierretter in den Vordergrund gerückt. Wer neun Euro Eintritt bezahlt, kann auf dem ehemaligen Bauernhof-Gelände zwischen freilaufenden Pfauen und Ziegen wandeln, vorbei am Hirschgehege, dem „Schweinepalast“ und dem „Katzenhaus“, an einem Pferdestall mit Fußbodenheizung, bis hin zu Punsch- und Maroni-Ständen. Besucher können Aiderbichl-Mützen und Aiderbichl-Stofftiere erwerben, neben solchen Geschenkideen finden sie vor Ort freilich auch zahlreiche Möglichkeiten, Spenden zu tätigen.

Aiderbichler: Ab zehn Euro pro Monat

„Aiderbichler“ wird, wer zumindest zehn Euro pro Monat erübrigen kann, so viel kostet eine einfache Tier-Patenschaft. Im Gegenzug darf der edle Spender wählen, ob er für ein bestimmtes Rind, Schwein oder Kätzchen bezahlt, oder ob das Geld kollektiv für die Tierhöfe verwendet werden soll. Denn jedes der mehr als 6.000 Tiere, die auf einem der inzwischen 26 Gnadenhöfe ihr Auskommen finden, hat eine traurige Geschichte, die werbewirksam vermarktet wird. Wie etwa jene von Jungstier Stefan, der aus einem brennenden Stall gerade noch gerettet werden konnte. Oder jene von Schimpansin Helene, die nach einem mutmaßlich trostlosen Dasein im Labor ihren „Weg aus der Einsamkeit“ fand.

Die Kehrseite: Wohin flossen die Millionen?

Seit gut zweieinhalb Jahren liegt ein Schatten über der heilen Tierwelt. Die Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt das Gebaren der gemeinnützigen Gut-Aiderbichl-Stiftung mit Hauptsitz in Salzburg, es geht dabei auch um den Vorwurf des gewerbsmäßigen Betrugs. Spender sind verunsichert und mögliche Erblasser besorgt, ob sie den Tierschützern tatsächlich vertrauen können. Zudem bleiben viele prominente Unterstützer aus; zum zweiten Mal in Folge verzichtet der öffentlich-rechtliche ORF auf seinen Musikantenstadl-ähnlichen Quotenhit „Weihnachten auf Gut Aiderbichl“.

Die Hauptvorwürfe

Die große Frage, die hinter den Ermittlungen steht, lautet: Kommen alle Gelder aus Spenden, Schenkungen und Erbschaften tatsächlich, wie versprochen, bei den Tieren an? Addendum liegt nun eine Kopie des Strafakts vor. Daraus lassen sich folgende Hauptvorwürfe ableiten:

  • Die Aiderbichler Verantwortlichen sollen den inzwischen verstorbenen Millionär Gerd V. getäuscht haben, um ihm erst Geld, dann eine Liegenschaft und später sein Erbe herauszulocken.
  • Die Ermittler prüfen darüber hinaus, ob Spenden zweckwidrig verwendet wurden.
  • Die Ermittler fokussieren derzeit auf vier Personen aus dem engsten Umfeld der gemeinnützigen Gut Aiderbichl Privatstiftung, denen schwerer Betrug zur Last gelegt wird.
  • Laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft geht die Anklagebehörde von einem Gesamtschaden in Höhe von 6,6 Millionen Euro aus. Um ebendiesem auf den Grund gehen zu können, haben Hausdurchsuchungen, Telefonüberwachungen und Kontenöffnungen stattgefunden. Auch Rechtshilfeersuchen wurden durchgeführt.

Die Verantwortlichen bestreiten die Vorwürfe

Die Verantwortlichen von Gut Aiderbichl, allen voran Vorstand und Geschäftsführer Dieter Ehrengruber und der derzeit nicht vernehmungsfähige Gnadenhof-Gründer Michael Aufhauser, bestreiten die Vorwürfe vehement. Sämtliche Zuwendungen an Gut Aiderbichl würden seit jeher dem Stiftungszweck entsprechend verwendet. Für alle Beschuldigten gilt ausnahmslos die Unschuldsvermutung. Dieter Ehrengruber lässt darüber hinaus mitteilen, dass er alles lückenlos mit Rechnungen belegen könne und eng mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeite. Er sei überzeugt davon, dass die Ermittlungen bald eingestellt würden.

Oberösterreich und Salzburg reichten Klage ein

Laut den vorliegenden Unterlagen ist Gut Aiderbichl mittlerweile auch mit Forderungen zweier Bundesländer konfrontiert: Im Frühjahr 2017 brachten das Land Oberösterreich und das Land Salzburg eine Erbschaftsklage gegen die Stiftung ein. Im Kern geht es um mehr als 1,3 Millionen Euro. Die beiden Bundesländer waren vom vermögenden Gerd V. ursprünglich je zur Hälfte als Erben eingesetzt worden. Das Testament aus dem Jahr 2006 wurde allerdings 2010 widerrufen und durch ein neues zugunsten Aiderbichls ersetzt.

In einem Schreiben an die Korruptionsstaatsanwaltschaft, das vom Anwalt des Landes Oberösterreich Anfang des Jahres 2017 verfasst wurde, finden sich die Details über die Umstände, unter denen das angefochtene Aiderbichl-Testament zustande gekommen sein soll.

„Testament unterschoben“

Wörtlich heißt es: „Nunmehr hat sich herausgestellt, dass dieses Testament verfälscht wurde, bzw. dem Erblasser unterschoben wurde. Der angebliche Testamentszeuge Johann E. hat in seiner Einvernahme als Beschuldigter vor der Landespolizei Oberösterreich am 10.03.2015 angegeben, dass der Verstorbene zum Zeitpunkt, als die drei Personen als ,Testamentszeugen‘ unterschrieben haben, selbst nicht anwesend war. Aus diesem Grund (…) ist das Testament vom 29.07.2010 unwirksam. Die Beschuldigten mussten von diesem Sachverhalt wissen. Trotzdem haben sie das ,Nicht-Testament‘ im Verlassenschaftsverfahren vorgelegt und aufgrund dieses Testaments eine Erbantrittserklärung der Gut Aiderbichl Stiftung Österreich gemeinnützige Privatstiftung abgegeben.“
Die Beschuldigten bestreiten auch diese Vorwürfe. Die Länder Oberösterreich und Salzburg haben sich dem Strafverfahren der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft mittlerweile als Privatbeteiligte angeschlossen.

Die Stiftung Gut Aiderbichl verfügt über kein Spendengütesiegel und ist auch keine begünstigte Spendeneinrichtung. Die damit verbundenen Kontrollen habe man auch nicht nötig, heißt es von Seiten Aiderbichls. Schließlich würde man als Stiftung ohnehin geprüft.

Die rechte Hand als wichtige Zeugin für Ermittlungen

Die ehemals überzeugte Aiderbichlerin Karin Kainzbauer ist aktuell eine wichtige Zeugin im Zusammenhang mit den Geschäften der Stiftung. Immerhin fungierte sie einst als rechte Hand von Michael Aufhauser. Gegen Aufwandsentschädigung habe sie Spenden und Patenschaften an die Organisation vermittelt, erzählt sie Addendum bei einem Treffen in Salzburg. Außerdem war die ehemalige Versicherungsvertreterin Vertraute des verstorbenen Großspenders Gerd V. und dessen Schwester Ursula V. Für beide kümmerte sie sich um finanzielle Angelegenheiten. Und auch über die Vorkommnisse auf Gut Aiderbichl glaubt Kainzbauer einiges zu wissen: „Spenden werden nicht zweckmäßig verwendet, das habe ich erlebt“, sagt sie. „Es passt einfach nicht zusammen: der Tierschutz und das Luxusleben, das Dieter Ehrengruber und Michael Aufhauser führen.“

Nicht gehaltene Versprechen

Konkret kritisiert Karin Kainzbauer, Aiderbichl habe dem Tierfreund Gerd V. viele leere Versprechungen gemacht. Nur unter Auflagen hatte dieser seinen privaten Gnadenhof in Maria Schmolln und vier Millionen Euro noch zu Lebzeiten verschenkt. Alles sollte Hof und Tieren zugute kommen: Eine umfangreiche Umgestaltung wurde versprochen, beispielsweise ein extra Haus für Ziegen. Für dieses reichte Aiderbichl dann jedoch nicht einmal eine Baubewilligung ein. Inzwischen ist der Hof Teil des Aiderbichl-Imperiums, vor allem Hunde und Katzen leben dort. Er kann jedoch nicht besucht werden. Im Zuge der Ermittlungen will Kainzbauer nun erfahren haben, dass Gerd V. im Testament verfügt habe, dass 100.000 Euro an die Deutsche Kriegsgräberfürsorge und 50.000 an die deutschsprachige Jugend in Lodz gehen sollten. Beides sei bis heute noch nicht passiert. Auch ein Abfertigungsvermerk vom Juni 2016 legt nahe, dass die Suche nach diesen Geldern die Korruptionsstaatsanwaltschaft beschäftigt.

Schwarze Kassen?

Darüber hinaus habe man auf dem Aiderbichl-Gut in Henndorf Gelder, die Besucher vor Ort gespendet hätten, nicht ordnungsgemäß verwendet, behauptet Kainzbauer gegenüber Addendum. Es habe sich dabei etwa um Los-Erlöse oder Barspenden gehandelt. Das Gut wird als eigene GesmbH geführt, die sich selbst erhält, und nicht als Stiftung. Geschäftsführer Dieter Ehrengruber habe öfter viel Bargeld eingesteckt gehabt. Zudem habe sie beobachtet, dass der Manager eines Promis ein Kuvert mit Scheinen erhalten habe. Immer wieder schmücken bekannte Sänger oder Schauspielerinnen Aiderbichl-Events mit ihrer Anwesenheit. Allerdings angeblich gratis und nur aus Überzeugung.

Dieter Ehrengruber weist alle Vorwürfe Kainzbauers zurück. Und er dementiert, dass es jemals Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung oder Schwarzgeld auf Gut Aiderbichl gegeben habe. Außerdem sei das Vermögen des Tierfreunds Gerd V. zur Gänze korrekt eingesetzt worden.

Angaben werden geprüft

Die Schätzungen der Staatsanwaltschaft ergeben – nach abgeschlossenen Erhebungen zum Hof des Millionärs Gerd V. –, dass Aiderbichl rund 570.000 Euro in das Gut investiert habe. Aiderbichl spricht von einer Gesamtsumme von 3,8 Millionen Euro, die man aufgewendet habe. Es werde schließlich laufend investiert und gebaut. Ein großer Teil der Kosten entfalle auf Personalkosten und den Unterhalt der Tiere. Diese Angaben liegen detailliert bei der Anklagebehörde auf und werden derzeit überprüft.

Auch gegen Karin Kainzbauer wird ermittelt. Sie weist jede persönliche Bereicherung zurück und sieht sich selbst als Opfer des Aiderbichl-Gründers Michael Aufhauser, der für sie so etwas wie ein „Guru“ gewesen sei. Nachdem sie Unregelmäßigkeiten bemerkt hätte, habe sie sich von Aiderbichl zurückgezogen. Karin Kainzbauer wurde Ende 2016, in einem vorgezogenen Teilverfahren, das sich mit den Vorkommnissen in Maria Schmolln befasste, von Betrugsvorwürfen freigesprochen. Allerdings wurde sie wegen Veruntreuung zu einer bedingten Strafe verurteilt: Laut einem rechtskräftigem Urteil hat sie einige Tausend Euro nicht an den Aiderbichl-Geschäftsführer Dieter Ehrengruber weitergeleitet.

Ein ehemaliger Aiderbichl-Mitarbeiter sagt aus

Im März 2017 machte der ehemalige Gutsverwalter des deutschen Aiderbichlhofs in Iffldorf eine Aussagen bei der oberösterreichischen Polizei. Der Mann zeichnete für Patenschaften und den ganzen Betrieb verantwortlich. Ihm seien eigenartige Abläufe im Umgang mit Einnahmen aufgefallen, gab er bei einer Zeugenvernehmung zu Protokoll. Es habe unterschiedliche Listen gegeben, nach denen die Einnahmen kategorisiert worden seien. Getrennt nach Speisen und Getränken, „Sonstiges“ (was Merchandising betraf), Gelder von Tierpaten (getrennt nach Bar- und Kontozahlung). Täglich habe ein Mitarbeiter des Gut Aiderbichl aus Salzburg die drei verschiedenen Banktaschen abgeholt. Alle Daten seien zudem elektronisch übermittelt worden.

„Sonstige Einnahmen“

„Eigenartig an der Sache kommt mir vor, dass ein Bereich der Einnahmen als ,sonstige Einnahmen‘ bezeichnet werden. Bei den Patenschaften ist es komisch, dass sowohl das Bargeld als auch die Bargeldquittung nach Salzburg überbracht werden muss, obwohl diese Datensätze ja schon in Salzburg vorhanden sind. Es ist eigentlich keine Kontrolle in Iffeldorf über die Einnahmen möglich. Iffeldorf wird von Salzburg aus kontrolliert.“

Auf die Frage der Ermittler, wohin diese Gelder seiner Meinung nach gekommen seien, heißt es, dass er von regelmäßigen Fahrten nach Südtirol oder in die Schweiz wüsste. „Ich kann mir gut vorstellen, dass dorthin diese Gelder fließen oder dass dort diese Gelder gewaschen werden. Das habe ich aber nur gehört auf Gut Aiderbichl in Henndorf.“

„Es wird Druck ausgeübt“

Er selbst sei als Gutsleiter vertraglich beauftragt gewesen, potenzielle Spendenkunden auf den Hof zu führen und sie zu ihrer finanziellen Lage zu befragen. Außerdem sollte er die familiäre Situation, etwa bezüglich Erben, abklären. Sobald sich herausstellte, dass jemand bereit wäre, höhere Geldbeträge oder Liegenschaften zu spenden, habe er die Angelegenheit Michael Aufhauser, Dieter Ehrengruber oder dessen Bruder übergeben. „Wenn festgestellt wird, dass dort Geld vorhanden ist, wird entsprechender Druck ausgeübt“, erklärte der ehemalige Gutsverwalter. Nach nur einem Monat habe es allerdings Streit mit Dieter Ehrengruber gegeben, weil er eine Frau gefragt hätte, warum sie 1,3 Millionen Euro an Aiderbichl übertragen wollte.

Ein Flügel für 30.000 Euro

Seine Zeit auf dem deutschen Gnadenhof war daraufhin relativ rasch zu Ende. Er habe aber vieles in Erinnerung behalten. Etwa dass Ehrengruber mit einem Geschenk für seine Tochter geprahlt habe: einem Flügel um 30.000 Euro. Insgesamt äußerte er den Verdacht gegenüber den Ermittlern, dass die beschriebenen „sonstigen Einnahmen“ in die Privattaschen von Michael Aufhauser und Dieter Ehrengruber geflossen seien – und nicht in die Stiftung. Außerdem würden die Tiere nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen.

Aufwendiger Lebensstil

„Ich habe mir nie erklären können, wie sich Ehrengruber einen neuen A6 leisten konnte. Das war im Jahr 2010. Ehrengruber führte einen Lebenswandel, den er sich sonst nicht leisten konnte. Nachdem er sich Aufhauser zugewandt hatte, war ersichtlich, dass er plötzlich vom armen Bauern- zum High-Society-Burschen aufgestiegen war. Für mich ist es verwerflich, dass die benützten Fahrzeuge von der Stiftung oder der Gut Aiderbichl GmbH angekauft werden und diese Gelder eigentlich für die Tiere gedacht wären.“

Ermittlungen eingestellt

Der ehemalige Mitarbeiter wurde nach seinen Aussagen von Aiderbichl-Manager Dieter Ehrengruber wegen Verleumdung geklagt. Die Staatsanwaltschaft Wien hat die Ermittlungshandlungen allerdings nach kurzer Zeit eingestellt. Aufgrund der Angaben des Zeugen wurden Konten in Deutschland, der Schweiz und Südtirol geöffnet. Damit folgten die Polizisten laut Akt den Vermutungen des Zeugen, „dass dorthin Spendengelder veschoben werden“.

Aiderbichl teilt mit, dass Florian H. niemals, wie von ihm behauptet, „Gutsleiter“, sondern lediglich einen Monat lang Gästebetreuer gewesen sei.

Sieben Eigentumswohnungen in sieben Jahren

Ein Whistleblower behauptete Anfang 2017 gegenüber der Korruptionsstaatsanwaltschaft, dass Eigentumswohnungen auf den Namen enger Mitarbeiter von der Stiftung Gut Aiderbichl angekauft würden. Darunter Michael Aufhauser, Dieter Ehrengruber und vier weitere Personen. Dazu laufen offenbar noch Ermittlungen. Schon längere Zeit ist öffentlich bekannt, dass Dieter Ehrengruber ieben Eigentumswohnungen innerhalb von sieben Jahre in bester Lage erworben hat. Zu den Salzburger Wohnungen heißt es in den Akten der Korruptionsstaatsanwaltschaft: „Die Verantwortung des Beschuldigten ist bisher nicht widerlegbar.“

Dieter Ehrengruber teilt mit, dass seine Wohnungen über Kredite finanziert worden seien, alles habe seine Ordnung. Er sei zuversichtlich, dass die Staatsanwaltschaft bald erkennen würde, dass diese wie alle anderen Vorwürfe falsch seien. Das Spendenaufkommen entwickle sich gut, bei Mitgliedschaften und Besucherzahlen könne man ein erfreuliches Plus verzeichnen. Aktuelle Zahlen bleibt Aiderbichl aber trotz Nachfrage schuldig.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft betont derweilen, sie könne derzeit keinen Endzeitpunkt der Ermittlungen abschätzen. Diese seien allerdings schon weit fortgeschritten.

Abfertigungsvermerk vom Juni 2016 der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft

In den Addendum vorliegenden Akten ist zumindest von einem frühesten Ende der Erhebungen Anfang 2018 die Rede. Eine Abschlussbefragung von Dieter Ehrengruber hat jedenfalls bereits stattgefunden.

„Dem Gründer geht es besser“

Die zentrale Person des Geschehens, Michael Aufhauser, konnte aufgrund seines Gesundheitszustandes von der Anklagebehörde noch nicht befragt werden. Hinweisgeber informierten die Ermittler allerdings darüber, dass es Aufhauser angeblich weitaus besser gehen soll, als von Aiderbichl behauptet. Dieter Ehrengruber verweigerte dazu – mit Hinweis auf seinen Beschuldigtenstatus – die Aussage. Die Mittelbayerische Zeitung berichtet jedenfalls über ein „Weihnachts-Wunder“, das Dieter Ehrengruber vor kurzem am Gnadenhof Deggendorf gegenüber Tierpaten verkündet haben soll: „Dem Aiderbichl-Gründer geht es nach seiner schweren Erkrankung vor zweieinhalb Jahren besser, und vielleicht kann er 2018 bei einem Patentreffen wieder mit dabei sein.“

addendum vom 21.12.2017

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